Warum das Thema so brisant ist
Teneriffa, die größte der Kanarischen Inseln, ist bekannt für ihre atemberaubenden Küsten, türkisblaues Wasser und ganzjährig mildes Klima. Doch hinter der paradiesischen Kulisse verbirgt sich ein wachsendes Umweltproblem, das nicht länger ignoriert werden kann: Teneriffa Meer Fäkalien – ein Begriff, der mittlerweile nicht nur in lokalen Medien, sondern auch auf Social Media und in Umweltberichten auftaucht. Berichte über verdächtig trübes Wasser, ein muffiger Geruch an beliebten Badestränden und ein auffälliges Aufkommen von E-Coli-Bakterien werfen drängende Fragen auf – zur Wasserqualität, zur öffentlichen Gesundheit und zur Zukunft des nachhaltigen Tourismus auf der Insel.
Warum ist das so wichtig? Weil verschmutztes Meerwasser nicht nur ein ästhetisches Problem darstellt. Es geht um Infektionsrisiken, Schäden für die Meeresfauna und um den Ruf einer Tourismusregion, die jährlich Millionen Besucher anzieht. Während Badeverbote punktuell ausgesprochen werden, reichen kurzfristige Maßnahmen oft nicht aus. Deshalb ist die Frage entscheidend: Wie wird die Situation überwacht? Und genau hier kommt das Tiefsee-Monitoring ins Spiel – eine Technologie, die mehr kann als nur Oberflächenproben nehmen.
Woher kommen die Fäkalien im Meer?
Die Ursachen für die zunehmende Belastung des Meeres vor Teneriffa mit Fäkalien sind vielfältig – und nicht immer sofort sichtbar. Eine der Hauptursachen liegt im maroden Abwassersystem der Insel. Viele der alten Rohre sind überlastet, beschädigt oder schlicht veraltet. Bei starken Regenfällen oder technischen Defekten gelangt ungeklärtes oder nur teilweise geklärtes Abwasser direkt ins Meer. Besonders problematisch ist dabei, dass einige Orte ihre Kläranlagen über Jahrzehnte nicht modernisiert haben – aus Kostengründen oder wegen bürokratischer Hürden.
Ein weiterer Aspekt ist die sogenannte „Überlaufentlastung“. Dabei handelt es sich um ein reguläres, aber höchst umstrittenes Verfahren, bei dem Abwasser bei Überlastung der Kläranlagen kontrolliert ins Meer geleitet wird. Diese Entlastungsmaßnahmen sind legal, sofern sie dokumentiert und genehmigt sind – dennoch stellen sie eine direkte Gefahr für die Wasserqualität dar, besonders in Küstennähe. Mehr lesen
Das Tiefsee-Monitoring: So wird unter Wasser gemessen
In den letzten Jahren hat sich das Monitoring von Meeresverschmutzung stark weiterentwickelt. Früher wurden hauptsächlich Wasserproben an der Oberfläche oder in Küstennähe entnommen – doch diese Methode bietet nur ein begrenztes Bild. Das Tiefsee-Monitoring hingegen geht tiefer – wortwörtlich.
Hierbei kommen autonome Messstationen zum Einsatz, die auf dem Meeresboden oder in mittleren Tiefen installiert werden. Diese Sensoren erfassen kontinuierlich wichtige Parameter wie Sauerstoffgehalt, Temperatur, Salzgehalt, Trübung, Stickstoff- und Phosphatwerte sowie bakterielle Belastung – insbesondere durch Fäkalindikatoren wie E. coli und Enterokokken. Die Daten werden in Echtzeit über Satellitenverbindungen an Umweltinstitute oder lokale Behörden gesendet.
Ein spannendes Beispiel liefert das Projekt “CanBio”, das unter anderem vom Instituto Español de Oceanografía und der Regierung der Kanarischen Inseln unterstützt wird. Im Jahr 2024 konnte durch diese Technologie erstmals nachgewiesen werden, dass die Belastung in mehreren Buchten Teneriffas bis in eine Tiefe von 20–30 Metern reichte – weit mehr, als durch Sichtkontrollen erkennbar war.
Reaktionen & Maßnahmen: Was tut Teneriffa gegen die Verschmutzung?
Die zunehmende Berichterstattung über das Problem der Fäkalien im Meer hat Behörden, Wissenschaft und Tourismuswirtschaft auf den Plan gerufen. Mehrere Gemeinden und die Inselregierung haben mittlerweile Maßnahmen eingeleitet, um das Problem einzudämmen. Dazu gehören der Ausbau und die Modernisierung von Kläranlagen, eine bessere Kontrolle von Überlaufereignissen sowie Investitionen in das Monitoring.
So kündigte die Gemeinde Adeje im Mai 2025 den Bau einer neuen biologischen Kläranlage mit UV-Desinfektion an – ein Projekt mit einem Volumen von über 15 Millionen Euro. Auch Puerto de la Cruz will in den kommenden zwei Jahren alte Abwasserleitungen vollständig erneuern. Darüber hinaus soll eine Inselkarte der Risikozonen veröffentlicht werden, auf der die aktuellen Belastungen visuell dargestellt sind – ähnlich wie bei Feinstaubwarnungen in Großstädten.
Stimmen aus der Bevölkerung & Wissenschaft: Fallbeispiele und Zitate
Um ein vollständiges Bild zu bekommen, ist es wichtig, die Perspektive der Menschen vor Ort einzubeziehen. In einem Interview mit der Umweltorganisation “Oceana Canarias” betont Meeresbiologin Clara Gómez:
Wir sehen, dass die Biodiversität in bestimmten Zonen deutlich zurückgeht – vor allem dort, wo Fäkalien regelmäßig eingeleitet werden. Algenblüten, Fischsterben und sinkender Sauerstoffgehalt sind messbare Folgen.
Besonders eindrucksvoll ist ein Fallbeispiel aus dem Ort El Médano. Dort gründete sich eine Bürgerinitiative namens Agua Limpia Ya (Sauberes Wasser jetzt). Durch Öffentlichkeitsarbeit, Social Media und wöchentliche Wasserproben gelang es der Gruppe, mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Infolgedessen wurde der dortige Abwasserauslass innerhalb eines Monats überprüft und schließlich außer Betrieb genommen – ein kleiner, aber bedeutsamer Erfolg.
Fazit: Ein Paradies im ökologischen Prüfstand
Teneriffa bleibt ein Juwel des Atlantiks – doch es steht unter Druck. Die Verschmutzung des Meeres mit Fäkalien ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern ein Weckruf an alle Beteiligten: Behörden, Tourismusbetriebe, Anwohner und Urlauber. Die Einführung von Tiefsee-Monitoring war ein wichtiger Schritt in Richtung Transparenz und Kontrolle. Doch Messungen allein reichen nicht – es braucht Konsequenz in der Umsetzung von Lösungen.
Wenn Teneriffa seinen guten Ruf als nachhaltiges Urlaubsziel behalten will, muss es konsequent investieren – in moderne Klärsysteme, digitale Überwachung und eine offene Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Nur dann bleibt das Meer, was es sein sollte: ein Ort der Erholung, der Vielfalt und der Reinheit.
FAQs – Kurz & knapp
Wie kommt es zu Fäkalien im Meer vor Teneriffa?
Durch alte Abwassersysteme, Überläufe bei Regen und mangelnde Kläranlagen gelangen Fäkalien ins Meer.
Ist das Baden derzeit gefährlich?
An einigen Stränden kann es zu Belastungen kommen. Schilder und Online-Warnungen geben aktuelle Hinweise.
Wie funktioniert das Tiefsee-Monitoring?
Sensoren messen unter Wasser bakterielle Belastung und senden Echtzeitdaten an Umweltbehörden.
Welche Maßnahmen wurden bisher ergriffen?
Kläranlagen werden modernisiert, neue Frühwarnsysteme installiert und öffentliche Aufklärung betrieben.